Liebe Leserin, lieber Leser,
da ist wirklich alles drin! Das Oben und das Unten, das Notwendige und die Zugabe im Überfluss! "Leben und volle Genüge!" - ein Bild, welches der Spruch des Monats Juni in mir auslöst: Staunen über das, was Gott uns schenken will! "Fülle" passt zum Sommer und zur Urlaubszeit: "Wie großzügig", würden wir sagen, wenn uns einer so entgegentritt. Gott traktiert uns Menschen nicht mit Verboten und Verzichtsorgien! (Das ist doch mal eine Ansage!)
Dennoch bleibe ich nicht im Bild der Fülle stehen. Sofort sind in mir auch andere Bilder wach: Mit Erfahrungen, die von Leere und Sinnlosigkeit zeugen. Wortfetzen unseres Alltags drängen in meine Ohren: von Drückebergern, von Neid, von Ängsten, die geschürt werden, von Leid und Einsamkeit. Die Rede von den Defiziten bestimmt manchmal die innerkirchliche, die öffentliche und die private Debatte...
Was gönnen wir eigentlich dem Nächsten? Was gönnen wir dem Fremden? Warum sind wir manchmal so missmutig? Liegt es daran, dass wir unseren Mut in die falsche Richtung lenken? Oder, dass wir uns selbst zu viel zumuten und dann meinen, jeder andere solle doch bitte sein Brot auch sauer verdienen? Gehen wir darum manchmal leichtfertig mit der Not anderer um und leben wie blind und taub und kommen nicht heraus aus unserem alltäglichen Rad?
Leben in Fülle beginnt mit der Wahrnehmung, das alles Geschenk ist: Das Leben an sich und jeder neue Tag! Im ersten Buch der Bibel begegnen wir Gott als Schöpfer von Himmel und Erde und allem, was fleucht und kreucht und wächst und gedeiht! Gott ist der Anfang und Ursprung des Lebens und der Weg zum Leben! So lesen wir da! Ist er für uns bestenfalls die Zugabe nach all den Dingen, die wir unbedingt zu brauchen meinen?
Am Ende der Schöpfungsgeschichte lesen wir, dass Gott den Sabbat schenkt, - die Zeit zur Ruhe!
Mit dem Sonntag die Woche beginnen, mit dem Wort Gottes - darauf liegt große Verheißung! Gott danken und loben und mit seinem Wort zuerst die Fülle des Lebens erfahren, immer wieder neu sehen und hören!
Das wünsche ich Ihnen allen in den kommenden Sommertagen, dass Sie zur Ruhe kommen und so gute und gefüllte Zeit finden!
"Tau des Himmels, Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle: Leben und volle Genüge!"
Bleiben Sie behütet!
Ihr
Michael Bartsch, Pfarrer