Naumburg ist auch eine "Orgelstadt". Einzigartige und historisch besonders wertvolle Instrumente sind auf engstem Raum versammelt und erklingen in Gottesdiensten, Konzerten und Veranstaltungen der Evangelischen Kirchengemeinde. Die berühmteste Orgel der Stadt ist die Hildebrandt-Orgel in der Stadtkirche St. Wenzel, die als die weltweit größte noch erhaltene authentische Bachorgel gilt. Die Marien-Magdalenen-Kirche am Marienplatz besitzt eine Ladegast-Orgel. Im Naumburger Dom findet sich die kleinste Domorgel Deutschlands, ein Werk der Orgelbaufirma Eule Bautzen und seit 2012 eine Italienische Orgel in der Marienkirche am Dom. Weitere Orgeln stehen in den Kirchen St. Othmar und St. Moritz.


Hildebrandt-Orgel in der Stadtkirche St. Wenzel

Die von Johann Sebastian Bach und Gottfried Silbermann 1746 höchstpersönlich abgenommene Hildebrandt-Orgel gehört zu den bedeutendsten Schöpfungen auf dem Gebiet spätbarocken Orgelbaus.

Zacharias Hildebrandt (1688-1757) erbaute sie in den Jahren 1743 bis 1746 in das vorhandene Gehäuse der Orgel von Zacharias Thayßner (1696-1705) ein, und sie blieb lebenslang sein größtes von ihm erbautes Instrument. Hildebrandt zählt zu den bedeutenden Orgelbauern des Barock, dessen Werke bei seinen Zeitgenossen in hohem Ansehen standen. Seine Instrumente sind ein klingendes Zeugnis barocker Orgelbaukunst im Umfeld seines Lehrers Gottfried Silbermann. Bei der Aufstellung und der Registerwahl hat ihm Bach beratend zur Seite gestanden. Die Orgel wurde in den Jahren 1993 bis 2000 von der Orgelbaufirma Hermann Eule vollständig restauriert und rekonstruiert mit dem Ziel, eine klangliche und technische Wiederherstellung des Originalzustandes von 1746 vorzunehmen.


Ladegast-Orgel in der St. Marien-Magdalenen-Kirche

Friedrich Ladegast (1818-1905) gehört zu den bedeutendsten deutschen Orgelbauern des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1863 erteilte der Naumburger Magistrat dem damals schon weltbekannten Weißenfelser Orgelbauer den Auftrag für einen Orgelneubau in der St. Marien-Magdalenen-Kirche. Sein Entwurf sah ursprünglich ein zweimanualiges Werk mit 19 Registern vor. Zur Verbesserung der Akkustik wurde auf sein Anraten die zweite Empore in der Kirche entfernt. Hierdurch konnte Ladegast seinen Vorhaben erweitern und baute 1869 das Orgelwerk mit 23 Registern ein.
Die Orgel wurde seitdem nicht verändert und zählt heute zu den am besten erhaltenen Instrumenten Ladegasts.


Die „Italienische“ Orgel in der Marienkirche am Dom zu Naumburg

Die italienische Orgel in der Marienkirche am Dom wurde im Jahre 2002 von der renommierten Orgelbaufirma Eule aus Bautzen gebaut.
Die Vereinigten Domstifter als Eigentümer erwarben das Instrument im Jahr 2012 und veranlassten die Aufstellung auf der Empore der Marienkirche am Dom. Die Orgel erklingt seitdem vielfach vor allem im gottesdienstlichen Kontext und auch zu Konzerten.

Mit einer Höhe von 5 Metern, einer Breite von 3,50 Metern und der Tiefe von 1,44 Metern hat das Gehäuse eine vergleichsweise geringe Fläche. Die Anlage in die Höhe ermöglicht eine besonders gute Klangabstrahlung der Pfeifer, die in 15 verschiedenen Registern geordnet sind. Die Stimmung ist gleichmäßig ungleichstufig mit einer modifizierten Silbermann-Sorge Temperatur bei a‘ = 415 Hz. Die außerordentlich farbige Intonation steht in einer völlig eigenständigen italienischen Tradition des 18. Jahrhunderts. Das Klangbild ist feinsinnig mit heiterem parlando, mild und gesanglich. Im Plenum ist der Orgel tragfähig und raumfüllend.